Peter Mosch hat von 1991 bis 1994 seine Ausbildung zum Kriminalbeamten durchlaufen und im höheren Dienst seit 2003 insgesamt acht Führungsfunktionen wahrgenommen.
Herr Mosch, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Amt! Was sind die Aufgaben eines Landeskriminaldirektors?
Herzlichen Dank für die Glückwünsche. Die Aufgaben sind durchaus vielfältig! Kurz zusammengefasst geht es um die Bewertung, Beratung und Entscheidung in allen kriminalfachlichen Angelegenheiten. Ich übe die oberste Fachaufsicht über die 47 Kreispolizeibehörden und das Landeskriminalamt NRW in kriminalfachlichen Themenstellungen aus. Das bedeutet, dass wir uns zu herausragenden Ermittlungsverfahren berichten lassen und sie neben fachlichen Aspekten auch unter einem medialen und politischen Blickwinkel bewerten.
Ferner entscheiden wir im Innenministerium auch über strategische Ziele der Kriminalpolizei; wir geben Erlasse heraus und geben Standards für die Kriminalpolizei im Land vor.
Ich sehe mich auch in der Verantwortung, die Kriminalpolizei personell und fachlich bestmöglich aufzustellen. Und da ist Führung ganz entscheidend, wenn es um die Qualität kriminalpolizeilicher Arbeit und auch um die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht! Das gilt natürlich auch für mein Team der Gruppe 42, wo ich selbst als Führungskraft gefragt bin.
Die Bedingungen in der Kripo müssen bekanntlich verbessert werden. Wie wird es mit der Landesarbeitsgruppe (LAG) „Initiative PRO K“ weitergehen?
Ich habe meinen Vorgänger Johannes Hermanns, der jetzt Polizeipräsident in Köln ist, dreieinhalb Jahre vertreten. Daher haben wir viele Zielsetzungen der LAG „Initiative PRO K“ gemeinsam entwickelt.
Klar ist für mich: Die Ziele der Initiative werde ich konsequent weiterverfolgen. Da wurde in den letzten Jahren tolle Arbeit geleistet. Wir sehen jetzt in Bezug auf die Herausforderungen, die Rahmenbedingungen und die Stimmungslage klarer. Für mich zählt, dass wir die Kriminalpolizei – im Gefüge der gesamten Polizei NRW – zukunftsfähig machen und so zu guten Arbeitsergebnissen kommen.
Man hört, dass sich in der Polizeiausbildung bald etwas ändern wird! Können Sie uns verraten, was hier geplant ist?
Ich glaube, das ist ein Punkt, über den wir wirklich reden müssen. Denn wir stehen hier vor einer der größten Veränderungen in der Polizeiausbildung der letzten Jahrzehnte. Viele werden es nicht mehr kennen, aber als ich mich in der Ausbildung zum Kriminalbeamten befand, wurden wir speziell auf die Arbeit als Ermittlerin oder Ermittler vorbereitet.
Die zuständigen Gremien der HSPV NRW haben nun beschlossen, den Studentinnen und Studenten die Möglichkeit zu geben, zwischen den Schwerpunkten „Einsatz“ und „Ermittlungen“ zu wählen. Beteiligt sind auch das LAFP NRW und die Einstellungs- und Ausbildungsbehörden. Mein besonderer Dank gilt hier Hanna Ossowski, der Leiterin der Gruppe 40 im Ministerium, die die Arbeitsgruppe „Verwendungsoffensive K“ leitet, und dem gesamten Team der AG. Damit wird jetzt das umgesetzt, wofür wir uns die letzten Jahre starkgemacht haben.
Was bedeutet das konkret für junge Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger?
Die Arbeit in der Kriminalpolizei erfordert ein hohes Maß an Fachlichkeit und Spezialisierung, daher ist es gut, dass diese Inhalte für einen Teil der Studentinnen und Studenten künftig im Studium mehr Raum einnehmen werden. Ich wünsche mir, dass die jungen Kolleginnen und Kollegen gut vorbereitet, mit einem guten Gefühl und vor allem erfolgreich ihre ersten Ermittlungsverfahren führen können. Qualifikation führt zu Ermittlungserfolgen und Ermittlungserfolge führen zu Arbeitszufriedenheit. Kripoarbeit muss erfolgreich sein, soll aber auch Spaß machen.
Wie geht es für die angehenden Ermittlerinnen und Ermittler nach dem Studium weiter?
Wir werden den jungen Leuten, die den Schwerpunkt „Ermittlungen“ absolviert haben, natürlich eine Perspektive bei der Kriminalpolizei bieten. Das wird nach einem Jahr im Wachdienst der Fall sein. Und was ich besonders gut finde, ist, dass wir denjenigen, die sich für den Schwerpunkt „Ermittlungen“ entscheiden, eine konkrete Verwendungszusage für die Kriminalpolizei geben werden. Und für den Einstellungsjahrgang 2026 können wir mit dieser Zusage auch schon auf dem Arbeitsmarkt werben und gezielt junge Menschen für den Beruf der Ermittlerin oder des Ermittlers gewinnen.
Sie müssen sich in Ihrem Amt großen Herausforderungen für die Kriminalpolizei stellen. Was sind aus Ihrer Sicht neben der Ausbildungsreform die drängendsten Themen, die es derzeit zu bewältigen gilt?
Ganz klar: Es gilt, den digitalen Wandel weiter zu gestalten. Dabei geht es um die Basisqualifizierung, denn digitale Kompetenzen müssen bei allen Ermittlerinnen und Ermittlern vorhanden sein, bis hin zu hochspezialisierter Fortbildung, zum Beispiel in Form unseres neuen Studiengangs „Cyberkriminalistik / Digitale Forensik“. Parallel dazu müssen Themen wie die digitale Akte in Strafsachen und die Entwicklung von KI vorangetrieben werden. Und auch die IT-Ausstattung muss stetig verbessert werden.
Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird zudem darin liegen, Entlastungen für die Kriminalpolizei zu schaffen. Das kann durch Technik, durch schlankere Prozesse und Abstimmungen mit der Justiz sowie durch organisatorische und personelle Veränderungen geschehen. Stichpunkte sind dabei:
Rahmenvereinbarungen zwischen Kreispolizeibehörden und Staatsanwaltschaften und der Einsatz von Kriminalassistentinnen und -assistenten zur Entlastung der Ermittlerinnen und Ermittler der Allgemeinkriminalität von administrativen Aufgaben.
Mein Ziel ist außerdem, dass die Qualität der Ermittlungsarbeit weiter verbessert wird. Mir ist es besonders wichtig, dass die Fachstrategie K konsequent umgesetzt wird. ED-Behandlungen sind hier ein ganz entscheidender Punkt! Ich werde weiterhin das Ziel verfolgen, 60 Prozent aller Fälle aufzuklären. Ganz entscheidend für die Qualität kriminalpolizeilicher Arbeit sind die Führungskräfte. Sie müssen gut ausgewählt, aber auch unterstützt werden; sie sind für die Qualität der Arbeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich und müssen diese fordern und fördern, aber auch kontrollieren und ihre Arbeit optimieren.
Stichwort „Führung“. Herr Mosch, zum Abschluss: Welche Botschaft haben Sie an Ihre Führungskräfte im Land?
Fragen Sie sich, ob einerseits die Qualität der Arbeit in Ihrem Verantwortungsbereich stimmt, und andererseits, ob Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Sie im Mittelpunkt stehen. Auch ich möchte als Teil meines Teams agieren und so wahrgenommen werden. Ich habe da ein tägliches Ritual: Jeden Morgen schaue ich in den Büros meiner Kolleginnen und Kollegen vorbei. Zugegebenermaßen nicht nur, um den direkten Austausch zu pflegen und ein Gefühl für die Stimmung in den Referaten zu bekommen, sondern auch, weil dort die Kaffeemaschine steht, die ich benutze – eine eigene habe ich in meinem Büro nicht.